Wissenschaftliches Netzwerk sozial-ökologische Transformation: UN Agenda 2030 und SDGs in Regierungsverhandlungen


Aus Anlass der Konstitution des neuen Nationalrats und der laufenden Koalitionsverhandlungen möchten die Mitglieder des wissenschaftlichen Netzwerks sozial-ökologische Transformation auf die Bedeutung der UN Agenda 2030 und der Sustainable Development Goals (SDGs) hinweisen. Zur Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen ist es wichtig zu sehen, dass es dabei nicht um reine Umweltthemen geht, sondern um eine integrierte Betrachtung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Dimensionen.

Zu diesem Zweck wurde ein offener Brief verfasst und von einer großen Anzahl von Kolleginnen und Kollegen unterzeichnet: Betreff: Nachhaltige Entwicklungsziele als Rahmen für die Politik der neuen Bundesregierung     Sehr geehrter Herr Bundespräsident, Prof. Dr. Alexander van der Bellen
sehr geehrter Herr Sebastian Kurz,
sehr geehrter Herr Mag. Christian Kern,
sehr geehrter Herr Heinz-Christian Strache,
sehr geehrter Herr Mag. Dr. Matthias Strolz,
sehr geehrter Herr Mag. Dr. Peter Pilz, als Mitglieder des Netzwerks sozial-ökologische Transformation, dem zahlreiche Expertinnen und Experten universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen angehören, möchten wir die Bedeutung der UN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals; SDGs) als Grundlage für eine zukunftsfähige Politik herausstreichen und ihre Beachtung in den gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen anmahnen.
Diese Ziele bilden einen allgemein gültigen Rahmen für die Zukunft sowohl der Industrieländer als auch der Entwicklungsländer; er betrifft in integrierter Weise die Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Wie 192 andere Staaten hat auch Österreich sich zur Umsetzung dieser Ziele verpflichtet.
Viele bestehende und kommende Herausforderungen erfordern für ihre Bewältigung einen umfassenden und integrierten Ansatz. Dazu zählen die Verminderung des Ressourcenverbrauchs, die Bewältigung des Klimawandels, die Verringerung von Umweltbelastungen, die Sicherung der Gesundheitsversorgung, die Bekämpfung der Armut, die Förderung der sozialen Kohäsion, die Lösung von Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen, eine umfassende Bildung, die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums, die Ausrichtung von Entscheidungen an ihren Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Verbesserung demokratischer und partizipativer Prozesse.
Unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse legen nahe, dass als Reaktion auf diese Herausforderungen ein umfassender Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft erforderlich ist, eine sozial-ökologische Transformation. Ziel einer solchen Transformation ist es, dass Österreich auch in Zukunft zu den lebenswertesten Ländern weltweit zählt, ohne dass dies zu Lasten künftiger Generationen oder anderer Regionen auf der Welt geht.
Wir beobachten mit Sorge, dass die Dringlichkeiten und die Herausforderungen, aber auch die Chancen einer entschlossenen Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele hierzulande noch nicht angemessen beachtet werden. Beispielsweise sind Weichenstellungen in Richtung eines klimafreundlichen Energiesystems, welches bis Mitte des Jahrhunderts weitgehend auf den Einsatz fossiler Energie verzichtet, noch nicht erfolgt. Das Steuersystem hat im OECD Vergleich wenig ökologische Lenkungseffekte. Generell spielt Nachhaltigkeit nach unserer Wahrnehmung in den aktuellen politischen Diskussionen bislang eine untergeordnete Rolle. Im Hinblick auf die bevorstehende Regierungsbildung und die kommende Legislaturperiode sehen wir folgende Punkte als zentral, um Österreich, aber auch die Europäische Union als aktive Akteure in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung zu positionieren:
1. Die nachhaltige Entwicklung sollte als Staatsziel verankert und die nachhaltigen Entwicklungsziele in Entscheidungen der Politikgestaltung Berücksichtigung finden.
2. Auf EU-Ebene sollte sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass die nachhaltigen Entwicklungsziele bei der Entwicklung langfristiger Strategien (etwa im Finanz-, Mobilitäts-, Infrastruktur-, Integrations- und Sozialbereich) eine zentrale Rolle spielen.
3. Ausgehend von wissenschaftlichen Erkenntnissen sollte eine sozial-ökologische Transformation in Richtung einer ökologisch nachhaltigen, sozial gerechten und wirtschaftlich tragfähigen Gesellschaft initiiert werden, die die Einbeziehung von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vorsieht.
4. Für eine Transformation sind Innovationen im sozialen, wirtschaftlichen, technischen, gesellschaftlichen und organisatorischen Bereich unerlässlich. Diese gilt es entsprechend zu fördern und als Pionierleistungen für Österreich anzuerkennen.
5. Wichtige gesellschaftliche Weichenstellungen sollten von einem breiten öffentlichen Diskurs sowie von einer unabhängigen Forschung begleitet werden. Dabei auftretende Probleme und mögliche Konflikte müssen wahrgenommen, adressiert und mögliche Kompromisse wiederum als Innovationstreiber genutzt werden.
Gerne stehen wir für einen Dialog zu den genannten Themen zur Verfügung.
Hochachtungsvoll Unterzeichnende:
Görg, Christoph, Univ.Prof. Dr.; Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Brand, Ulrich, Univ.Prof. Dr.; Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien
Kromp-Kolb, Helga, Em.O.Univ.Prof. Dr.phil.¸ Universität für Bodenkultur Wien
Littig, Beate, Univ.Doz. Dr.; Institut für Höhere Studien Wien
Jonas, Michael, PD Dr.; Institut für Höhere Studien Wien
Schneider, Jürgen, Dr. Mag; Umweltbundesamt
Omann, Ines, Dr. Mag.; Wirtschaftsuniversität Wien
Coy, Martin, Prof. Dr.; Institut für Geographie, Universität Innsbruck
Penker, Marianne, Prof. Dr.; Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien Haberl, Helmut, Prof. Dr.; Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Bohunovsky, Lisa, Mag. MSc.; Universität für Bodenkultur Wien
Fabian Schipfer, Dr. Mag.; Technische Universität Wien
Kromp, Wolfgang, a.o. Univ.Prof. Dr.; Universität für Bodenkultur Wien
Dannecker, Petra, Prof. Dr.; Institut für Internationale Entwicklung, Universität Wien
Chiari, Sybille, Dr. DI.; Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit, Universität für Bodenkultur Wien
Becsi, Benedikt, DI.; Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit, Universität für Bodenkultur Wien
Sedlačko, Michal, Dr.; Public Management, FH Campus Wien
Gratzer, Georg, Prof.; Universität für Bodenkultur Wien
Plank, Christina, Dr.; Institut für Soziale Ökologie, Universität Wien
Buczko, Christina, Mag.; Leitung Akademie für Gemeinwohl
Weiss, Gerhard, Dr.; European Forest Institute, Universität für Bodenkultur Wien
Wöhl, Stefanie, Prof. Dr.; University of Applied Sciences BFI Vienna
Ruiz Peyré, Fernando, Dr.; Universität Innsbruck
Schmid, Martin, Prof. Dr.; Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Vadrot, Alice, Dr.; Institut für Politikwissenschaften, Universität Wien
Kastner, Jens, Dr.; Institut für Kunst und Kulturwissenschaft, Akademie der bildenden Künste Wien
Flatschart, Elmar, Dr.; Institut für Internationale Entwicklung, Universität Wien
Haas, Willi, Dr. DI.; Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Raza, Werner, Dr.; Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung
Pichler, Melanie, Dr. Mag.; Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria Universität Klagenfurt
Hackl, Sepp, Dr. Mag.; Umweltbundesamt
Hausknost, Daniel, Ass.Prof. Dr. Mag.; Institut für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit, Wirtschaftsuniversität Wien
Zielinska, Irina, Dipl. Volksw.; Institut für Höhere Studien Wien
Blühdorn, Ingolfur, Prof. Dr.; Institut für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit, Wirtschaftsuniversität Wien
Rauch, Franz, Prof. Dr. Mag.; Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung, Alpen-Adria Universität Klagenfurt Hübner, Renate, Dr. Mag.; Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung, Alpen-Adria Universität Klagenfurt
Giljum, Stefan, Dr.; Wirtschaftsuniversität Wien
Lutter, Stephan, Dr.; Wirtschaftsuniversität Wien
Haas, Reinhard, Prof. Dr. DI.; Technische Universität Wien
Kranzl, Lukas, Dr. DI.; Technische Universität Wien
Windsperger, Bernhard, DI.; Institut für Industrielle Ökologie
Buzogány, Aron, Dr.; Institut für Wald- Umwelt- und Ressourcenpolitik Universität für Bodenkultur Wien
Melcher, H. Andreas, Dr. DI.; Universität für Bodenkultur Wien
Weder, Franziska, Prof. Dr.; Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft, Alpen-Adria Universität Klagenfurt
Brad, Alina, Dr. Mag.; Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien
Clar, Christoph, Dr.; Institut für Wald- Umwelt- und Ressourcenpolitik, Universität für Bodenkultur Wien
Winkler, Manuela, Dr. Mag.; Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit, Universität für Bodenkultur Wien Schmutz, Stefan, Prof. Dr. DI.; Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur Wien
Muhar, Andreas, Prof. Dr. DI.; Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung, Universität für Bodenkultur Wien
Smetschka, Barbara, Mag.; Institut für Soziale Ökologie, Alpen-Adria Universität Klagenfurt
Stagl, Sigrid, Univ.Prof. Dr.; Institut für Ökologische Ökonomie, Wirtschaftsuniversität Wien


10.11.2017