Unter dem Titel „Expanding Horizons“ fand am 2. und 3. März 2017 in Wien die dritte Österreichische Citizen Science Konferenz statt. Veranstalter waren die Plattform „Österreich Forscht“, die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF).

Citizen Science ist die Beteiligung von BürgerInnen an wissenschaftlichen Prozessen. Diese Personen nennt man deshalb „Citizen Scientists“ – „bürgerliche ForscherInnen“. Ihre Aufgaben innerhalb der Citizen Science-Projekte sind vielseitig. Sie können von der kurzzeitigen Erhebung von Daten bis hin zum Forschungsdesign selbst reichen. Diese Form der Wissenschaft ist im angelsächsischen Raum schon seit vielen Jahren populär und findet nun auch ihren Weg in die heimische Forschungslandschaft. Das Programm der beiden Konferenztage bestand aus Vortragssessions und Workshops. Die Themen reichten von der Einbindung Interessierter in archäologische Ausgrabungen über die Arbeit mit Schulklassen bis hin zu (datenschutz-)rechtlichen Aspekten. Zudem kam die Rolle von Museen zur Sprache, da sie wissenschaftliche Neugier vermitteln und die wissenschaftliche Qualität bei Citizen Science Projekten sichern können. Postersessions, die ein buntes Bild der nationalen und internationalen Citizen Science-Landschaft aufzeigten, rundeten das Programm ab. Ein roter Faden, der sich durch alle Themen zog, war die Frage, wie Partizipation von Citizen Scientists tatsächlich aussehen kann. Oft wurde die Befürchtung geäußert, dass sie als reine Datensammelstellen eingesetzt würden, ohne einen persönlichen Mehrwert zu erreichen. Damit ist ein Thema aufgeworfen, das auch international diskutiert wird. Die European Citizen Science Association (ECSA) hat beispielsweise in ihren 2015 erschienenen „10 Prinzipien von Citizen Science“ festgehalten, dass alle Beteiligten, also auch die BürgerInnen, von den Projekten profitieren müssen. Außerdem sollen sie aktiv eingebunden werden und die Möglichkeit erhalten, in allen Phasen des Projektes mitzuwirken. Neben der Partizipation war auch die Qualität der Daten ein wichtiges Thema. Mehrere Vorträge aus verschiedenen Disziplinen beschäftigten sich mit der Frage, wie Qualität geprüft und garantiert werden kann. Aus der Archäologie kommend z.B. der Vortrag von Raimund Karl – „Woher weiß ich, dass die das auch können? Zur Dokumentation durch Praxis erworbener Kompetenz von Citizen Scientists im United Kingdom“ oder auch „Erfolgreiche Beteiligung von Schulen an wissenschaftlichen Forschungsprojekten – Voraussetzungen und Erkenntnisse“ von Eva-Maria Pölz aus dem Bereich der Hydrobiologie. Die League of European Research Universities (LERU) hat in ihrem 2016 veröffentlichten Advice-Paper drei wesentliche Trends im Bereich von Citizen Science vorgestellt. Diese Trends waren auch bei der Konferenz eindeutig erkennbar. Der erste Trend – eine steigende Koordination und Kollaboration zwischen verschiedenen Citizen Science-AnwenderInnen – zeigt sich schon am vielseitigen Programm. Der zweite Trend – eine stete Zunahme an Citizen Science Plattformen – war ebenfalls eindeutig zu sehen. Die Konferenz wurde in Kooperation mit der Österreichischen Citizen Science Plattform „Österreich forscht“ organisiert. Es wurden auch die Schweizer Plattform „Schweiz forscht“ und die Plattform „Bürger schaffen Wissen“ aus Deutschland vorgestellt. Neben diesen eher allgemeinen Plattformen wurden auch eine Vielzahl kleinerer Organisationen, wie etwa „naturbeobachtung.at“ oder das „Trusted Spotter Network Austria“, vorgestellt. Der dritte Trend ist die Erweiterung der Aufgaben, die den Citizen Scientists innerhalb der Projekte zufallen. Auch dieser Trend war eindeutig in den Diskussionen und Gesprächen rund um das Thema der Partizipation auszumachen. Die Konferenz hat eindrücklich gezeigt, dass das Thema „Citizen Science“ in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Landschaft spielen wird. Das Programm und ausgewählte Abstracts können unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.ages.at/expandinghorizons/ Annemarie Hofer


ECSA European Citizen Science Association. Zehn Prinzipien von Citizen Science – Bürgerwissenschaften (2015). http://ecsa.citizen-science.net/sites/default/files/ecsa_ten_principles_of_cs_german.pdf League Of European Research Universities; Citizen Science at Universities: Trends, Guidelines and Recommendations (2016). http://www.leru.org/files/publications/LERU_AP20_citizen_science.pdf


16.03.2017